Historie
..für alle, die das Lesen von mehr als zwei Wörtern pro Zeile und mehr als drei Zeilen pro Seite halt freut…

Hannes und Berthold lernten sich in Wien im Studentenheim kennen, bewohnten dort Nebenzimmer. Keiner hatte damals mit Volksmusik was am Hut („Nein, Mutti sang nicht am Spinnrad, wir kauften bei Kleiderbauer ein…“). Wie beide aber trotzdem zu dieser Musik kamen, wird auf dieser Seite beschrieben.

Hannes hatte Posaune gelernt, damals spielte er noch bei den „Dixielandern“, später auch in der Gruppe „Funkfurter“ – völlig andere Musikstile also.
Berthold hatte in der Musikhauptschule Zieharmonika gelernt, die dämmerte aber schon seit vielen Jahren am Dachboden.

Bei Berthold ging der Zugang zur Volksmusik auch über den Großvater, Johann Traxler. Geboren 1912 in Windhaag bei Freistadt im oberösterreichischen Mühlviertel.
…in Siemerzwoanzgerjoahr håt ma dMuata a Khitta [Gitarre] kaft. Und in an Sunda nåch da siebme Mess bi i oa Stund gånga af Freistådt zan Ghittaehra. Då håmma gsunga mitanånd, er håt a schen singa kinna. D
Griff hån i ma söwa glernt vo da Khittaschue [Gitarrenheft] aussa. Mir håm hoet Volksliada gsunga mit da geteiltn Begleitung nu – heit toans jo so åwestroafm. Dös håm mir hoet nua bei an Marsch tån, sist net. Nå` da Khittastund håb i a Schissal voe Suppm kriagt, dånn zwoa Stund gehn zu meine Taufgodnleit [Taufpaten]. De Khittastund hån i in Winta und in Frialing ausse kriagt. Wias dånn zum Hiatn word is in Frialing aussa, hån i wieda aufhern miassn. Då håb i dånn bei de Taufgodnleit de Schniddling [Jungochsen] af de Wåldblessn [Waldlichtungen] ghiat, dass net es Föd [Feld, Acker] einegengan…
Eines der Letzten Lieder von Großvater Traxler.
Die Lieder dieses einen Winters nahm Johann Traxler mit und sie begleiteten ihn sein Leben lang. Durch die Kriegswirren kam er nach Geboltskirchen im Hausruckviertel, wo er sich als Bergarbeiter das Leben verdiente. Bekannt war er für seine schöne Stimme und wenn er auch sonst immer mehr vergessen hat – die Gitarrengriffe und die Liedertexte sind ins Gedächtnis eingebrannt und die spielte er, wenn sich nur ein Zuhören fand. Bis zuletzt waren es vor allem die Weihnachtsfeiertage, die in der Familie Traxler von seinem Gesang mitgeprägt waren. Johann Traxler starb 2006.

Nach 8 Jahren in einem Eck im Dachboden wird die nach der Hauptschule 1984 beiseite geschmissene Ziehharmonika vom Dachboden geholt und bei Besäufnissen mit Freunden werden Sauflieder gespielt. Denn da wissen die Freunde wenigstens EINE Strophe pro Lied zu singen. Sauflieder wie ‚Liesl drah di‘, ‚Ei Ei Ei Ei, die Goass is weg‘ oder ähnliche ‚Hådern‘ halt. Beim Saufen will halt ein jeder singen.
Dann 1989 nach Wien, ins Studieren. Ins Don-Bosco-(Männer)-Studentenheim zu den Salesianer-Padres. Dort auch Hannes Graf kennen gelernt, er wohnt im Nebenzimmer. Beide singen wir im Kirchenchor und beim Don-Bosco-Fest werden die Gotteslob-Evergreens schon mehrstimmig gesungen. Und danach am Weg in ein Konzert in der Arena (und also einige Biere später), werden in der U-Bahn Kinderlieder angestimmt. Und siehe da: ‚Ein Männlein steht im Walde’ lässt sich ja herrlich mehrstimmig singen: Hannes ‚terzelt’ genial dazu.
Von da an wird der allgegenwärtig Stress des Streberns für das Tiermedizinstudium abends ‚weggesungen’.Die Gemeinschaftsbrause (a la VOEST-Mannschaftsbrause, nur grauslicher halt) wird zum Proberaum, dort kann man schreien so laut man will.

Sonst von den ‚Heimlern’ milde oder sauer belächelt sind wir zwei auf jeder Feier im Don Bosco Heim gern gesehen und werden als ‚Gemeinschaftserfindung’ vor-geschoben (das Theaterspielen haben sie in den frühen 80ern aufgegeben, war nimmer ‚hip‘). Vor Erhard Busek wird ein inniges ‚Die Gedanken sind frei’ vorgetragen, vor Kardinal Schönborn ‚Die Filzlaus’. Manchmal ‚tuat‘ Thomas Hain aus dem Mühlviertel den Bass dazu.
10 Jahre leben wir bei den „Don-Boscinesern„, und gern auch noch!

Und dann die Musikkassette der „Geschwister Simböck“ aus Braunau am Inn in einem Rieder Musikaliengeschäft entdeckt. Und da werden die ersten ‚gscheiten‘ Lieder fürs Repertoire abgehört. Dazu kommen als Quellen noch einige alte Radioaufnahmen vom Nachbarn und auch direkt von Sängern, wie Bertholds Großvater, abgehörte Lieder.

Bei einem Praktikum in der Konrad Lorenz Forschungsstelle in Grünau im Almtal bei den berühmten Graugänsen des Begründers der Verhaltensforschung werden die Lieder von der Simböck-Musikassette abgehört und nachgesungen, die Ziehharmonika ist im Gepäck.
(P.S.: Die Gans auf dem Foto kannte den berühmten Lorenz noch persönlich!)

Von einer uralten rauschenden Kassettenaufnahme den ersten Innviertler Landler gelernt. Und den ersten Almerer [=Jodler des Innviertler Landler] von einer Tonbandaufnahme aus den 60ern von Bertholds Großmutter Anna Traxler. 100 x anhören und „nachgschrian“, dann „foahrt“ er, der Almerer.

„DUO RADIKAL RUSTIKAL INTERNATIONAL“
Erster Auftritt bei der Geburtstagsfeier von Walter Zederbauer im Waldviertel. Sechs Lieder können wir ja eh schon…
Damals war der Band-Name „DUO RADIKAL RUSTIKAL INTERNATIONAL“
– Für Taufen, Sautänze und Beerdigungen…
Ein Kurzversuch mit den Freunden Astrid Seemann am Kontrabass und Stephan Wöckinger an der Wandergitarre scheitern am Finden von Probeterminen. Lässig war jedenfalls die Umtextung des legendären Liedes ‚Wildschütz Jennerwein‘ in ‚Da Ötscherbär‘.
Man erinnere sich: die vom WWF in Österreich wiedereingebürgerten Braunbären waren damals in allen Medien. Ein hyperaktiver Jäger ‚erlegte‘ nahe dem Ötscher einen der wenigen Braunbären namens Nurmi ….

Die Gruppe nennt sich „Die Großen Sauschneider„;, denn als solcher fühlt man sich bereits in der Mitte des Tiermedizinstudiums (v.a. nach durchlernten oder durchzechten Nächten). Nachdem Astrid und Stephan abgesprungen waren, blieb Sauschneider als Name.

Mit den ersten Liedern traun wir uns schon als Strassenmusiker auf die Kärntnerstrasse. Den Japaner gfållt so was, passt irgendwie zum üblichen ‚El Condor pasa’ und ‚Kleine Nachtmusik’. Die haun auch brav Schillinge in den mitgebrachten Hut.
Und dann im Fernsehen eine Aufzeichnung des Gstanzlsingen in Kaltenhausen gesehen.
Angerufen, ob es denn noch Karten für die kurz bevorstehende nächste Veranstaltung zu kriegen gibt. Und da hebt zufällig der Moderator Phillip Meikl ab. Die Veranstaltung ist schon ausverkauft. „Singst leicht selber a“, fragt der Moderator und „Schick a Kassettn, wir suachan eh a junge Partie“. Ein paar Tage drauf per Telegramm verständigt, und schon sind wir unverhofft auf der großen Veranstaltung…
Ganz großes Erlebnis: Die anderen Gruppen und Sänger sind alle von der vorigen Generation – und schön klingt er, der Innviertler Landler mit den ersten selber gestrickten Tanzln.

Nach Kaltenhausen stellen sich die Auftritte ein. Das hundige Proben- und Auftrittsterminfinden wird nicht leichter, aber es gingen sich schon einige schöne Veranstaltungen aus.
Zwei Sommer als Senner auf der Bleandeck-Alm im Salzburger Pongau, Ferialhackn
27 Kühe melken, dazu hüten von 95 Stück Jungviechern, Ochsen, 5 Pferden und 10 Schweinen. Und dazu noch eine Pinzgauer Ziege für die eigene ‚Goassmüli‘ und 2 eigene kroatische Turopoljeschweine für den Speck im Winter.
Auf der Bleandeck-Alm weiß neben dem Viech vor allem der Förster Sepp und die Holzknecht so eine Musik zu schätzen und oft wird vor der Hütte bis spät nachts gesungen. Entlohnt mit Hirschbraten oder Gamsgulaschfleisch vom Förster. Dirndl-Schnaps und der im ‚Steingrander’ eingekühlte oberösterreichische Most fehlen nicht. Viel Zeit zum Üben im Stall und in der Hütte

Bloßfüßig am Musikantentag von Radio Oberösterreich am Kasberg.
Ja darf man denn das, wenn die „heilige Volksmusik“ erklinget?

Bei einem Volksmusikseminar in der Pädak Krems einen Workshop zum Thema ‚Gstanzl‘ abgehalten und ein gemeinsames ‚Gstanzlschmieden’ fehlte auch nicht.

Als Vertreter Oberösterreichs Reise ins multinationalen Camp der UN-Soldaten im Kosovo.
Wir spielten in einer alten Gummifabrik, die vom österreichischen UN-Kontingent als Militärcamp besetzt wurde. Es spielten Musiker aus verschiedenen Bundesländern.

‚Singa tuan ma überall – drom am Berg und drunt im Tål!‘ Bei einer vogelkundlichen Exkursion am Rinnerkogel im Salzkammergut werden die neu eintrainierten Zwoarer-Jodler in der besten denkbaren Akustik ausprobiert.
Der ‚Wurzhorner-Jodler‘ ist beim Foto zum Dazuzudenken.

Zu Besuch bei den Arnberger Tanzlsängern Hans Kienz und Franz Buttinger in der alten Wirtsstube mit dem ‚Wirt und der Wirtin z` Arnberi‘. Arnberg liegt nahe Mettmach im Innviertel, dort gibt es auch eine coole Pyramidenkirche.
Die beiden Arnberger Tanzlsänger sind die letzten aktiven Musikanten einer Innviertler Zeche und haben einen herrlichen Innviertler Landler drauf. Der Arnberger Landler ist seit diesem Besuch fixer Bestandteil unseres Repertoires. Die Arnberger können auch jede Menge ’sauhäuterne‘ (=derbe) Tanzl.
